Alltag einer Tagesmutter
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Der Alltag einer Tagesmutter ist jeder anderen vollschichtigen Tätigkeit ganz ähnlich: Man ist ausgeglichen, ausgeschlafen und alles geht seinen gewohnten, geregelten Gang… Diese Ansicht hat sich erledigt, sobald man den Tagesablauf einer Tagesmutter erlebt hat. Wenn es morgens an der Tür klingelt, kann es noch sehr früh sein. Das kann sehr stark variieren, da viele Eltern sich heute mit ganz unterschiedlichen Arbeitszeiten arrangieren müssen.
Die Tagesmutter begrüßt das Kind, freut sich mit ihm zusammen auf den Tag in der Tagespflege, auf Abenteuer und die gemeinsame Zeit mit anderen Kindern. Die Eltern/der Elternteil verabschieden sich kurz und gehen zur Arbeit und der Alltag in der Tagespflegestelle kann beginnen. Er wird neue Erfahrungen, Spiele und Interaktionen mit anderen Kindern genauso bereit halten wie feste Rituale, die das Essen, die Toilettenbenutzung oder das Schlafen betreffen.
Ohne Vorbereitung geht es nicht
Damit der Übergang von der Verabschiedung der Eltern in den Alltag gut klappt, müssen die Kinder sich gut in der Tagespflegestelle eingewöhnt haben. Ohne eine stabile Beziehung zur Tagesmutter geht es nicht – das Kind wird sich nur auf die Tagespflege einlassen können, wenn es sich dort sicher und wohl fühlt.
Die Tagesmutter muss den Alltag gut vorbereitet haben. Das bedeutet beispielsweise, dass Lebensmittel eingekauft sind und das Mittagessen vorgekocht ist, Spiele vorbereitet und Spielsachen am Platz und intakt sind.
Gut geplant ist halb gewonnen
Wenn die grobe Planung und eine erste Einweisung erledigt sind, kommt es auf die Feinheiten an: So kann ein fehlender Ersatzschnuller, ein unauffindbares Fläschchen oder die Jagd nach einem Paar Gummistiefeln unnötig lange aufhalten und sowohl Tagesmutter als auch Kind stressen.
Deshalb sorgen Sie möglichst gut vor. Ein Tipp ist, beispielsweise den Wetterbericht zu checken und entsprechende Indoor- und Outdoor-Kleidung bereit zu legen. Sollte Regen angesagt werden, am besten noch ein zusätzliches Ersatz-Kleidungsset vorbereiten.
Dabei ist die Erfahrung der Tagesmutter ganz wichtig. Hat sie bereits eigene Kinder und weiß was Lauflernschuhe sind oder wann ein Baby-Spieler zum Einsatz kommt? Und wo der Unterschied zwischen robben und krabbeln ist? Bei Fragen und Unsicherheiten empfielt es sich, ein offenes Gespräch mit der Tagesmutter zu suchen. So können Missverständnisse und unangenehme Situationen vermieden werden.
Aller Anfang ist schwer
Selbstverständlich wird – und muss – beim ersten Tagesmutter-Tag nicht alles perfekt funktionieren. Wenn die wichtigen Eckpunkte abgeklärt sind, spielt sich der Rest mit der Zeit ganz von alleine ein!
So kann ein durchdachter und ungestörter Tagesablauf mit wechselnden Phasen von Ruhe und Aktion beginnen. Der Tagesablauf kann auch in einem schriftlichen Betreuungsvertrag näher ausgestaltet sein- und beispielsweise das Erfordernis einer speziellen Ernährung bei Allergien genau festhalten.
Wechselspiel: Anleitung und Ruhephasen
Angeleitetes Spiel wird sich abwechseln mit freiem Spiel, Anregungen zum Spiel der Kinder untereinander werden genauso stattfinden wie das Einzelspiel der Tagesmutter mit einem Kind. So können die Kinder wichtige soziale Lernschritte machen, die Umwelt begreifen lernen und spielerische Erfahrungen zu Naturwissenschaft und Technik machen. Künstlerische und musikalische Erfahrungen gehören ebenfalls zum Alltag und wechseln sich sowohl mit Ruhephasen als auch mit Spaziergängen und Spielen im Freien ab. Wichtig ist die Förderung der Sprachentwicklung ganz kleiner Kinder durch geeignete Spiele und Aktionen und indem die Tagespflegeperson sich intensiv mit dem Kind beschäftigt.
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Holen Eltern ihre Kinder am Abend ab, ist der Alltag der Tagesmutter noch nicht ganz vorbei: Wenn Kinder einen abwechslungsreichen Tag hatten, bedeutet das meist, die Räume und Spielsachen zu reinigen, aufzuräumen und für den nächsten Tag vorzubereiten. Meist wickelt sich abends der Einkauf von Lebensmitteln ab und das Vorkochen des Mittagessens für den nächsten Tag. Am Monatsende erfolgt die Abrechnung des Betreuungsentgelts oder die Aufnahme eines neuen Kindes muss vorbereitet werden. Dazu sind Elterngespräche notwendig, der Kontakt zum Jugendamt und Vorbereitungen für die Integration des neuen Kindes in die betreute Gruppe.
Kindertagespflege als Kleinunternehmen
Der Abend kann auch der richtige Zeitpunkt für Gespräche mit den Eltern sein, die wie alle an der Tagespflege beteiligten Erwachsenen am Wohl des Kindes orientiert sind. Die enge Erziehungspartnerschaft mit den Eltern lässt kaum Gelegenheiten aus, um die jeweiligen Erziehungsvorstellungen und -ziele immer wieder aufeinander abzustimmen. Ein sehr guter Informationsfluss über Inhalt und äußeren Ablauf des Pflegealltages kann sowohl im direkten Gespräch, in Telefonaten als auch bei Elternabenden oder Kinderfesten sein Getriebe erhalten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Tagesgeschäft von Tagespflegepersonen nicht viel anders aussieht als das eines kleinen Unternehmens – mit allen organisatorischen und wirtschaftlichen Kniffen und Tätigkeiten. Sämtliche Lernerfahrungen der Kinder sind nur auf der Basis von Bindung, Vertrauen und emotionaler Sicherheit durchführbar und erfordern eine sehr gute Zusammenarbeit mit allen an der Erziehungspartnerschaft beteiligten Erwachsenen.